Was steckt hinter den Horen?

Septies in die laudem dixi tibi ...
"Siebenmal am Tag habe ich Dir Lob gesagt ..."
Wer mit dem Diurnale betet wird hin und wieder diesem Psalmwort begegnen. Es steht im 118. Psalm und hat seinen Platz in der Non des Sonntags. "Siebenmal am Tag" (und einmal in der Nacht) ruft die Kirche im außerordentlichen römischen Ritus den Beter, um das Lob Gottes zu singen und die Zeit Ihm zu weihen. Alle sieben "Tages-Zeiten" (Horen) sind im Diurnale enthalten. Das Wort Hore leitet sich vom lateinischen hora - "Stunde" ab, darum nennt man das offizielle Gebet der Kirche auch "Stundengebet".
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Die erste dieser Horen sind die Laudes. Das lateinische Wort laus bedeutet "Lob". Die Laudes sind das Morgenlob der Kirche, das einst zur Morgendämmerung angestimmt wurde - zum Sonnenaufgang, welcher Symbol ist für den Aufgang der Sonne des Heiles: Christus.
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Auf die Laudes folgt die Prim - zu beten zur prima hora, zur "ersten Stunde" das Tages. Hierzu muß man wissen, daß in alter Zeit der Beginn eines Tages nicht um 0.00 Uhr angesetzt wurde, sondern etwa um 6.00 Uhr heutiger Zeitmessung. Setzt man für den Sonnenaufgang - die Zeit der Laudes - 5.00 Uhr an, dann versteht man, warum die Prim um 6.00 Uhr das Gebet der ersten Tagesstunde ist: der ersten Stunde nach Sonnenaufgang.
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Von hier aus erhielten auch die drei nächsten - sogenannt "kleinen" - Horen ihre Namen. Die Terz ist das Gebet der dritten Tagesstunde (wir nennen sie heute 9.00 Uhr), die Sext jenes der sechsten Tagesstunde (12.00 Uhr) und die Non jenes der neunten Tagesstunde (15.00 Uhr). 
Am Rande: Die Zeitmessung "zur neunten Stunde" kennen gewiß viele durch eine markante Stelle aus den Evangelien: "Um die neunte Stunde" starb der Herr am Kreuz. Deswegen beginnen die Liturgiefeiern des Karfreitags in der Regel um 15.00 Uhr.
Den kleinen Horen folgt die Vesper (von lat. vespera - "der Abend"). Die Vesper ist das Abendlob der Kirche - sie ist, das zeigt auch der analoge Aufbau dieser Gebetszeit, das festliche abendliche Gegenstück zu den Laudes.
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Die Komplet (von lat. compleo - "ich mache vollzählig") vollendet als Nachtgebet den Tageslauf - den der Horen und den der Menschen.
Am Rande: Diese Einteilung ist natürlich stark vom klösterlichen Leben geprägt. Selbst Kleriker, die zum Stundengebet verpflichtet sind, können diese Zeitangaben flexibel handhaben. Laien können quasi umso mehr frei bei Wahl und Einteilung der Zeiten verfahren, zu denen sie am Gebet der Kirche Anteil nehmen wollen.
Wer das Stundengebet zumindest teilweise, aber regelmäßig mit-vollziehen möchte, kann zum Beispiel in einer Woche morgens die Laudes und abends die Komplet beten, in der nächsten Woche morgens die Prim und abends die Vesper. Die kleinen Horen lassen sich auf drei Wochen verteilen: In der ersten Woche betet man gegen Mittag die Terz, in der zweiten Woche zum Mittag die Sext und in der dritten Woche nach dem Mittag die Non. Danach beginnen die Zyklen wieder von vorn. Auf diese Weise taucht man ebenfalls in den vollen Reichtum des im Diurnale enthaltenen Psalmgebets ein.

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