Die Verteilung der Tagzeiten (Horen) im Stundengebet geht wesentlich auf den hl. Basilius den Großen (329 - 379) zurück, den "Vater des morgenländischen Mönchtums". Seine Mönchsregel übte später großen Einfluß auf den hl. Benedikt und dessen Regel aus. Zum Stundengebet hier einige Auszüge, die sowohl inhaltlich, gewiß aber auch geistlich interessant sind [die Zwischenüberschriften spiegeln nicht das Original]:
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Wenn wir auch ohne Unterlaß beten sollen, auch mitten in unserer Arbeit, so dürfen wir doch die in den Gemeinschaften bestimmten Gebetszeiten nicht versäumen. Wir haben sie mit gutem Grunde gewählt, da eine jede von ihnen an Gottes Wohltaten erinnert.
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[Frühgebet: Jedem Tag aus der Haltung der Freude an Gott begegnen]
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Da ist zunächst das Frühgebet, um die ersten Regungen des Herzens und des Verstandes Gott zu weihen und uns keinen anderen Sorgen zu unterziehen, ohne zuvor uns freudig gestimmt zu haben durch den Gedanken an Gott, wie geschrieben steht: "Ich dachte an Gott und freute mich".
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[Terz: Die tägliche Bitte um den Heiligen Geist]
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Wiederum soll man um die dritte Stunde sich erheben und in Gemeinschaft zusammenkommen, mit welcher Arbeit auch immer der einzelne beschäftigt sein mag. Da erinnert man sich der Verleihung des Heiligen Geistes, der um die dritte Stunde den Aposteln gegeben ward. Alle sollen Ihn einmütig anbeten, auf daß auch sie gewürdigt werden, an der Heiligung teilzuhaben, und sollen Ihn anrufen, daß Er sie führe auf seinem Wege und sie lehre, was nützlich ist, nach dem Beispiele dessen, der da sprach: "Ein reines Herz erschaffe in mir, o Gott, und den rechten Geist erneuere in meinem Innern!" und "Dein guter Geist führe mich auf der rechten Bahn!"
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[Sext: Gegen den "Teufel, der am Mittag schleicht" - Ps 90]
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Auch um die sechste Stunde halten wir das Gebet für notwendig, nach dem Beispiel der Heiligen, die sagen: "Abends und morgens und mittags will ich erzählen und verkünden, und Er wird hören auf meine Stimme!" Und damit wir von des "mittägigen Teufels" Versuchung behütet werden.
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[Non: In der Nachfolge der Apostel]
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Daß aber die neunte Stunde zu beten uns notwendig sei, haben die Apostel in der Apostelgeschichte uns überliefert. Dort wird ja erzählt, daß Petrus und Johannes um die neunte Stunde des Gebetes zum Tempel gegangen sind.
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[Abendlob: Dank und Selbsterforschung]
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Ist dann der Tag vorüber, so sollen wir danken für alles, was wir in seinem Verlauf Gutes erhalten oder auch Gutes getan haben und sollen bekennen, was wir unterlassen, und für all das Gott im Gebete versöhnen, was wir freiwillig, unfreiwillig oder unwissend in Worten, Werken oder auch im Herzen gesündigt haben. Denn es ist sehr heilsam, das Vergangene zu überdenken, um nicht wieder in ähnliche Sünden zu fallen. Darum heißt es: "Was ihr sprechet in eurem Herzen, das bekennet auf euren Lagern!"
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Sodann sollen wir beten bei Anbruch der Nacht, auf daß wir eine sündlose, von unlauteren Bildern freie Ruhe genießen (...).
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[die Sehnsucht der Seele erneuern]
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Keine von diesen Zeiten dürfen vernachlässigen, die sich entschlossen haben, eifrig der Ehre Gottes und Christi zu leben. Ich halte aber dafür, daß die Verschiedenheit und der Wechsel in den Gebeten und Psalmengesängen zu den bestimmten Stunden nützlich ist, schon weil sonst die Seele in Folge des Einerlei leicht der Erschlaffung und Zerstreuung anheim fällt. Durch den stündlichen Wechsel aber wird die Sehnsucht der Seele erneuert und die seelische Frische wach gehalten.
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Zitiert nach:
Otto Karrer, Der mystische Strom, München 1926. S. 114 ff.
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